Gier und Zorn

2009-V-08

Schottland 1875. Das Land versinkt im Chaos. Die verschiedenen Familienclans haben selbst nach tausend Jahren nichts Besseres zu tun, als sich gegenseitig abzuschlachten, obwohl der Großteil unseres Volkes bereits vertrieben oder ermordet worden ist. 1875, mein Geburtsjahr. Unter großen Schmerzen spuckt der Unterleib meiner Mutter meinen kleinen Körper auf einen Haufen Stroh. Daneben unsere Magd, die einzige Freundin, die Mama jemals hatte. Mein Vater sitzt zusammen mit den anderen männlichen Familienmitgliedern in der Küche und plant den nächsten Schlag gegen den Clan der McKays. Er sieht Kinder als erbärmlich an. Erst wenn sie in der Lage sind zu kämpfen, sind sie etwas wert. Deshalb dauert es bis zu meinem fünften Lebensjahr, bis er überhaupt mit mir spricht.

Er beginnt, mich zu schlagen. Ich soll zurückschlagen, brüllt er mich an. Doch mein Körper, beeinträchtigt durch die Prügel, kann keine Kraft mehr aufbringen. Schluchzend liege ich da, unfähig, mich zu bewegen. Oben, in der Tür zu unserem Haus, sehe ich meine Mama. Mit leeren und ausdruckslosen Augen sieht sie herab. Nach bereits neun Burschen, die diese Ausbildung durchgemacht haben, ist ihre Seele verdorrt.

Tatsächlich bin ich Jahre später soweit, ebenfalls keine Reaktion mehr auf die Prügel meines Vaters zu zeigen. Dafür bin ich mit dem Schwert „überraschend gut für so einen miesen, dreckigen, kleinen Bastard“. Der brodelnde Hass in meinem Inneren wächst nicht mehr, er hat seinen Höhepunkt bereits erreicht. Das steinerne Haus mit den dunklen Holztüren und Fenstern, die endlosen grünen, sumpfigen Wiesen, die schwarzen, Furcht einflößenden Wälder, all das, was mein Leben ausmacht, ist mir zuwider. Eines Nachts erhebe ich mich von meinem Strohlager, nehme mir etwas Brot und Wurst aus der Küche, dazu einen Wasserschlauch, und begebe mich auf den kleinen Pfad, der laut meinem Bruder nach Westen, an die Küste führt.

Nach Tagen in der Einöde erreiche ich die steinige Küste unseres Landes. Von dort an wende ich mich Richtung Süden und erreiche bald den kleinen Hafen Ullapool, wo ich mich auf ein Segelschiff schleichen kann, dass nach Übersee fährt. Ich habe zwar keine Ahnung, was Übersee ist, aber es klingt nach einem Ort weit, weit weg, was nur gut sein kann. Wochen harre ich aus, komme nur selten aus meinem Versteck, dass sich in einem Loch im Boden befindet, wo gerade genug Platz ist, um mich hineinzulegen und ein paar Essensreste der Mannschaft neben meinem Kopf zu platzieren. So erreiche ich Wochen später die Stadt Boston, im gelobten Land Amerika.

Klauend und raubend ziehe ich nun in dieser Stadt umher. Keinen Gedanken verschwende ich mehr an den Ort, die Leute und die Zeit, die ich hinter mir gelassen habe. Eines Tages renne ich mit einem Sack voll gestohlener Lebensmittel durch eine Seitengasse, als mich plötzlich eine Hand an der Schulter packt und mich in einen dunklen Hauseingang reißt. Ohne nachzudenken schlage ich zu, treffe jedoch nur die steinerne Wand. „Reg‘ dich ab“, zischt mir eine Stimme zu. Ich habe mir geschworen, nichts mehr zu tun, was mir gesagt wird, aber ich gehorche. Der zischende Schatten geht voran eine Treppe hinab unter die Erde. Fackeln beleuchten das Gewölbe, in dem nichts zu erkennen ist, außer ein paar Säcken, einem Strohlager, wie ich es bereits kenne, und einer Ratte, die an uns vorbei nach draußen sprintet.

„Ich bin Joe“, stellt sich der Mann vor, als er sich umdreht. Seine Haut sieht aus wie die eines 50-jährigen, obwohl er bestimmt nicht viel älter als 25 ist. Von seinem linken Ohr erstreckt sich eine tiefe Furche quer über seine Backe bis zu seinem Kinn. Zwei grüne Augen blitzen aus dem verdreckten Gesicht hervor. „Man nennt mich Marc“, stottere ich. Es ist schon sehr lange her, dass ich mit einem Menschen von Angesicht zu Angesicht gesprochen habe. „Marc“, murmelt der Mann. „Marc, ich habe dich die letzten Tage einige Male beobachtet. Du bist bei deinen Streifzügen in mein Revier eingedrungen. Muss sagen, du hast was drauf. Bist unscheinbar, schnell, geschickt. Wie wär’s wenn wir uns zusammentun?“ Verdutzt sehe ich in die stechenden Augen. Fast kriege ich das Gefühl, er würde mich mit seinem Blick durchbohren. „Gut“, antworte ich. Ein Handschlag besiegelt das Abkommen.

So habe ich nach Jahren der Einsamkeit einen Partner gefunden. Nicht nur einen Partner, sogar einen guten Freund. Plötzlich bemerke ich Gefühle, dich ich nie zuvor gekannt habe: Zuneigung. Ich kann Joe leiden. Freude. Freude an der Gesellschaft. Zum ersten Mal kann ich auch über Dinge lachen. Das Leben ist schön.

Die nächsten Wochen kommen mir vor wie nichts. Und plötzlich schreiben wir das Jahr 1896. Wir schlenderten gerade auf der Hauptstraße entlang, geklaute Zigaretten im Mundwinkel, als Joe abrupt stehen bleibt und auf ein Plakat deutet, dass an einen Lattenzaun genagelt ist. „Was ist damit?“, frage ich. „Na lies‘ doch!“ „Ich kann nicht lesen, das weißt du doch.“ „Ah ja, richtig. Da steht, dass sie Gold gefunden haben am Klondike River.“ Er dreht sich zu mir um, und seine Augen beginnen wieder zu blitzen. Langsam beginnen sich die Zahnrädchen in meinem Kopf zu drehen. Mein Vater hatte ebenfalls Gold. Einen faustgroßen Klumpen, den er immer versteckt hielt. Einmal jedoch sah ich zufällig, wie er ihn hervorholte. Darauf folgte eine Tracht Prügel, während denen er kreischte, ich solle vergessen, was ich gesehen habe. „Was finden die Leute nur an dem Zeug“, sage ich. „Na hör mal. Wer Gold hat, ist reich. REICH. Dann kannst du alles machen. Die Welt liegt dir zu Füßen! Und wir haben hier die Möglichkeit, dieses Recht für uns zu beanspruchen.“ Hoffnungsvoll sieht er mich an und so sage ich: „OK.“

Den restlichen Tag verbringen wir mit den Vorbereitungen. Die Verpflegung und die restliche Ausrüstung wie anständige Jacken, Gewehre und Munition haben wir schnell zusammen. Die Pferde zu stehlen ist ein wenig schwieriger und erfordert die Anwendung von ein bisschen Gewalt, aber bis zum Abend haben wir alles, was wir brauchen. Die Sonne ist noch nicht über den Horizont gestiegen, der Himmel ist jedoch schon orange, als wir losreiten. Die Reise ist bedeutend beschwerlicher, als wir erwartet hatten, aber trotz den Strapazen erreichen wir gesund den Klondike River.

„Das gibt’s nicht“, entfährt es mir. Die gesamte Ebene, die sich vor uns erstreckt, ist zugepflastert mit Goldgräbern, ihren Zelten und Hütten. Mit Schaufel und Spitzhaken bewaffnet wühlen sie sich durch den Dreck. Zwischen den Maulwürfen entdeckt man auch einige, die vom Graben bereits zum Prügeln übergegangen sind. Von irgendwo peitscht ein Schuss in unsere Gehörgänge. Als wir unsere Köpfe in diese Richtung drehen, können wir gerade noch sehen, wie ein älterer Mann mit langem Bart zusammensackt. Der Schütze senkt seine Winchester, während zwei andere Gestalten mit fiesen Gesichtern ein Schild neben der Stelle aufstellen. „Major’s Claim“ steht mit fetten, schwarzen Buchstaben darauf geschrieben, erklärt mir Joe. Im Schritt reiten wir los, zwischen all den Männern hindurch. Manche heben kurz den Kopf, starren uns mit argwöhnischen Blicken an, andere sind so in ihre Arbeit vertieft, dass sie uns Neuankömmlinge gar nicht bemerken. „Seht lieber zu, dass ihr hier wieder verschwindet. Der Major wird sich auch euer Gold unter den Nagel reißen oder euch umbringen. Das hängt von euch ab“, ruft uns ein buckliger Zwerg zu und lacht dabei gehässig. „Diesem Major gehört hier anscheinend wirklich alles“, grummelt Joe und deutet auf all die Schilder, auf denen überall dasselbe steht.

Gerade als wir das Ende der Ebene erreichen, kommt uns ein schlaksiger Kerl aufgeregt entgegen gesprungen. „GOLD! Gold, ich habe endlich Gold!“. Plötzlich dreht er seine Augen nach oben, macht eine schwankende Halbdrehung und bricht zusammen. Joe springt von seinem Pferd und geht zu ihm hin und ich folge ihm. Die Augen des Mannes sind weit aufgerissen, die Atmung ist flach und schnell, das Gesicht leichenblass. Die eingefallenen Wangen und die tief liegenden Augenhöhlen wecken den Eindruck, ein Skelett würde vor uns liegen. Vorsichtig kniet sich Joe hinter ihn und lehnt den Rücken gegen seine Knie. „Ganz ruhig, alter Mann. Es ist alles in Ordnung. Alles in Ordnung.“ Langsam wird die Atmung besser, ruhiger und tiefer. Nach einigen Minuten setzt sich das Skelett vollkommen auf und sieht uns beide an. „Danke Jungs. Wusste nicht dass es noch Leute gibt, die sich um andere kümmern. Mein Name ist übrigens Jack. Jack McQuesten. „Freut uns Jack“, grinst Joe und reicht ihm die Hand, damit er aufstehen kann. Er sackt jedoch augenblicklich wieder zusammen. „Ah, ich bin zu alt und zu schwach. Seit fast 50 Jahren suche ich bereits nach Gold, war schon beim Goldrausch in Kalifornien dabei, und jetzt, da ich es gefunden habe, bin ich nicht mal mehr im Stande selber zu stehen. Dieses Zeug kommt vom Teufel höchstpersönlich. Könnt ihr mir nochmal helfen und mich zu meiner Mine bringen?“ „Klar doch“, antwortet Joe. Er hievt das Knochengerüst auf seinen Rücken, ich schnappe mir die Zügel unserer Pferde, und wir folgen einem kleinen Pfad weg von der Ebene.

Bereits nach wenigen Metern haben wir unser Ziel erreicht und stehen vor dem Eingang in ein Bergwerk. „Weit geht’s nicht hinein in den Berg. Aber nimm den linken Stollen, dort ist mein Heim“, krächzt Jack von Joes Rücken herab. Im Schein zweier Fackeln sehen wir eine Feuerstelle, und schräg darüber einen Rauchabzug. In die Wände sind Ablagen gemeißelt, auf denen sich ein Topf, eine Kanne und noch ein paar andere Habseligkeiten befinden. Vorsichtig setzt Joe Jack auf den Boden und lehnt ihn gegen die Wand. „Nochmals danke Jungs. Woher kommt ihr eigentlich?“ „Ich komme aus Boston und er hier kommt aus Schottland.“ Die Augen des Alten bekommen auf einmal einen träumerischen Ausdruck. „Schottland. Wie lange ist es her, dass ich von dort hierher kam… Mein richtiger Name ist Leroy Napoleon McQuesten. Wie sieht sie aus, die alte Heimat?“ „Düster“, antworte ich gequält. „Ja, das hat das Hochland so an sich. Dort bringen sie sich gegenseitig um, um Macht zu erlangen und hier wegen des Goldes. Der Major hat hier schon fast alle Claims in seinen Besitz gebracht. Nur mich lässt er in Ruhe, da ich schon so lang hier bin und er sowieso denkt, dass ich nie was finde. Sonst wäre auch ich sicherlich schon unter der Erde. Schlussendlich geht es den Leuten immer nur um eines: Reichtum, Ländereien, Geld. Die Habgier des Menschen wird nie enden. Er wird nie schlauer werden. Immer wieder wird er seine Familie und Freunde verraten, verkaufen, töten, wenn er nur Profit daraus ziehen kann. Die ganze Menschheit wird ausgestorben sein, bevor das endet.“

Gedankenverloren sieht mein Landsmann in die Leere, als er plötzlich seine Fäuste gegen seine Brust schlägt und aufschreit. „Jack, Leroy, was ist?“, ruft Joe. „Aahh…!“, ist die einzige Antwort die er erhält. Er stürzt hin zu Jack, doch dieser rührt sich nicht mehr. Joe rüttelt an Jack, ruft nach ihm, keine Reaktion. Dann reist er ihm die Kleidung vom Oberkörper und hält sein Ohr über seinen Mund. Einige Sekunden verharrt er so, dann sagt er in einem gedrückt ruhigen Tonfall: „Du musst mir helfen. Fühlst du diese leichte Delle?“ Er legt meine Hand in die Mitte des Brustkorbes von Jack. „Ja“, stoße ich hervor. Dann setzt er meinen rechten Handballen auf die Delle, die andere Hand darüber. „Knie dich anständig zu ihm hin, beuge dich über ihn und dann fang an hineinzudrücken. 30 Mal. Fester!“ Ich spüre wie Knochen unter meinem Druck zerbersten. Das Knacken klingt grauenhaft. Nachdem ich 30 Mal gedrückt habe, bläst Joe Luft in Jacks Mund. „Weiter!“ Ohne nachzudenken fahre ich fort. Mittlerweile spüre ich keinen Knochen mehr. Wo ich hineindrücke, ist nur mehr ein Mus.

Wie lange wie wir uns abmühten, weiß ich nicht. Irgendwann zog mich Joe zurück und nun sitzen wir vor dem Skelett. Schweißgebadet und mit schmerzenden Händen und Gelenken sehe ich die Leiche an. Irgendwann höre ich mich selber, wie ich frage: „Was ist passiert?“ „Ich schätze, er hatte einen Herzstillstand.“ „Was bedeutet das? Und warum weißt du das?“ „Als ich noch kleiner war, wohnten wir neben einen Arzt. Am Abend saß er oft vor seinem Haus und rauchte eine Zigarette. Ich hab mich dann aus dem Haus geschlichen und er hat mir von seiner Arbeit erzählt. Deshalb weiß ich, dass es passieren kann, dass dein Herz aufhört zu schlagen. Das Blut wird nicht mehr weitergepumpt, und dein Körper nicht mehr mit Nährstoffen versorgt.“ Er sieht mich an. „Und dann stirbst du.“ Seufzend dreht er sich wieder weg. „Wahrscheinlich war die Aufregung zu viel für ihn. Dass er Gold gefunden hat, und die Gedanken an Schottland… Wer weiß.“

Am selben Tag noch begraben wir ihn unweit des Mineneinganges. Auf dem Grab errichten wir einen Steinhaufen, und am Kopfende ein hölzernes Kreuz. Dann sehen wir uns den rechten Stollen an. Tatsächlich finden wir am Ende die freigeschaufelte Goldader. Joe lächelt mich an: „Morgen.“

Als wir aufstehen, drehen wir uns als Erstes eine Zigarette. Anschließend kochen wir Kaffee auf der Feuerstelle in Jacks Wohnstollen, der jetzt unserer ist. Dann geht es frisch ans Werk. Ohne Unterbrechung buddeln wir uns durch das Gestein. Es gibt nichts Besseres, als eine lohnende Arbeit, die Spaß macht, und wenn man sie mit seinem besten Freund verrichten kann. Das ist mein Gedanke an diesem Abend, als wir uns schlafen legen. Doch bald finde ich andere Gedanken in mir. Es ist mein Gold. Diese Schönheit, die einzigartige Farbe, der Glanz, der Geruch, der Geschmack, alles, alles ist meins. Erst merkt Joe nichts davon, dass ich immer noch verbissener nach dem Metall grabe, bis er an einem schönen Apriltag ruft: „Da ist noch eine Ader! Sieh dir das an, ich hab‘ noch mehr gefunden!“ Stürmisch springe ich zu ihm hin, stoße ihn zur Seite und beginne mit bloßen Händen zu wühlen. „Hey, ganz ruhig, Maulwurf!“, versucht Joe mich zu beschwichtigen. „Schnauze!“, brülle ich zurück. Mit wütendem Gesichtsausdruck stiere ich ihn an und schabe dann weiter denn Dreck weg. „Gut. Ich lasse dich allein und geh‘ eine neue Spitzhacke kaufen. Hoffentlich hast du dich dann beruhigt.“ Ich höre ihm gar nicht mehr richtig zu. Erst Minuten später fällt mir seine Abwesenheit auf. Ich schnappe mir das Gewehr, das Joe glücklicherweise nicht mitgenommen hat. Als wir hier ankamen, ließ uns die North West Mounted Police nur zwei Schusswaffen: einen Colt, den Joe jetzt mithatte, und das Gewehr. So wollen sie erreichen, dass nicht zu viele Waffen unter den Goldgräbern sind und die Gewalt eingeschränkt bleibt. Die Effizienz dieser Maßnahme ist zu bezweifeln. Mit ein paar Brettern errichte ich eine Barrikade vor dem Mineneingang. Weniger, um mich vor Kugeln zu schützen, die würden das Holz durchschlagen. Mehr, damit Joe nicht herein kann. Mit dem Colt wird er mich sowieso nicht treffen, mit dem Gewehr bin ich eindeutig im Vorteil.

Da kommt er schon geritten, der Bastard. Als er nur mehr wenige Meter entfernt ist, schreie ich: „Halt!“ Joe bremst sein Pferd und sieht mich hinter der Barrikade knien. „Was soll das?“ „Das ist jetzt mein Claim. Mein Gold. Mein Reichtum!“ Langsam steigt er vom Pferd ab. „Was ist nur in dich gefahren?“ „Bleib stehen, oder du bist tot!“ Er streckt seine Hände seitlich von sich. „Würdest du wirklich…“ Den Satz kann er nicht mehr vollenden. Mit einem lauten Knall löst sich die Kugel und durchbohrt seinen Bauch. Ich richte den Lauf nach oben, klettere über die Barrikade und schreite zu ihm hin. Den Rücken mir zugewandt liegt er da. Eine riesige Austrittswunde klafft mir entgegen. Nochmals lege ich an, doch Joe scheint nicht versucht zu sein, den Colt zu benutzen. Mit einem Tritt auf die Schulter drehe ich ihn auf seinen Rücken. Er stöhnt auf, hält die Hände auf seinen Bauch. „Wieso?“, fragt er mich mit letzter Kraft. Mir fällt nichts ein, ich lasse nur das Gewehr sinken und sehe ihm zu. Sehe ihm zu, wie er langsam stirbt. Ewigkeiten stehe ich da, sehe auf den erst noch um Leben kämpfenden, dann toten Körper nieder. Ich gleite zu Boden, sitze da, den Blick immer noch auf Joe gerichtet, aber innerlich falle ich immer noch tiefer. Und noch tiefer.

Was soll man tun, wenn man seinen besten Freund getötet hat? Seinen einzigen Freund? Mir fallen die Worte von Jack wieder ein. „Dort bringen sie sich gegenseitig um, um Macht zu erlangen und hier wegen des Goldes. Immer wieder wird der Mensch seine Freunde töten, wenn er nur Profit daraus ziehen kann.“ Ich bin nun das, was ich früher an meinem Vater so gehasst habe: Ein habgieriger Mörder.


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